Die ausgehende Bedrohung vom sogenannten „Jihād“
Von Imām Zaid Shakir
Diejenigen von uns, die sich gegen die Bedrohung durch den sogenannten „Jihād“ ausgesprochen haben, müssen ihre Bemühungen verdoppeln.
Solch ein „Jihād“ ist weit mehr als nur eine Gefahr für das Leben ahnungsloser, unschuldiger Menschen, sowohl im Westen als auch in muslimischen Ländern. Er ist eine Gefahr für unsere Religion in Bezug darauf, wie der Islam von den Verfechtern des „Jihād“ repräsentiert wird, und wie er von anderen wahrgenommen wird.
Muslimische Gelehrten dürfen nicht stumm bleiben und erlauben, dass diese Entstellung des Islam unkommentiert bleibt.
Was jene durch die systematische Ausgrenzung (Othering) von Muslimen im sich verschärfenden anti-muslimischen Klima im Zuge der September-Anschläge (9/11) der Gesellschaft entfremdete Jugendliche hier im Westen angeht, so wären sie besser beraten, eine andere Auswahl religiöser Lehren zu Rate zu ziehen, wenn sie den Islam studieren.
Wahre Religion
Die wahre Religion lässt sich nicht in emotionalen und aufsehenerregenden Reaktionen auf aktuelle Ereignisse und schaudervolle Gräueltaten finden.
Wahre Religion lässt sich auch nicht in einem selbstverherrlichenden Ende finden, das durch einen Kugelhagel oder einem mörderischen Selbstmordakt herbeigebracht wurde.
Vielmehr bietet die wahre Religion die benötigte spirituelle Ausrichtung, um in der Beziehung zu Gott den eigenen Selbstwert und den Wert des Menschen zu finden.
Wahre Religion bietet den benötigten Trost und Beistand, um inneren Frieden zu finden, selbst wenn äußere Realitäten einen erdrücken.
Wahre Religion schafft Edelmut, die denjenigen, der sie innehat, dazu befähigt, Unterdrücker ohne Angst in Frage zu stellen, während man das Leben Unschuldiger barmherzig beschützt, ungeachtet der Abstammung, Religion, Farbe oder des Glauben.
Wahre Religion bietet einen Weg zum Himmel, der gepflastert ist mit Hingabe, erhabener Moral und dem würdevollen Kampf gegen die Intrigen des eigenen Egos, gegen die Wechselhaftigkeit der Welt und gegen die Tücken der Macht und Ohnmacht.
Jene aber, die durch Täuschung dazu veranlasst werden, zu glauben, dass sinnloser Mord, Chaos, Zerstörung und Selbstmord, Krieg und Hass gegen die eigenen Glaubensgeschwister eine Schnellstraße zum Paradies darstellen, sollten noch einmal ernsthaft nachdenken, ehe sie diesen Weg einschlagen.
Die Religion lehrt und die Geschichte zeigt, dass solch ein Weg ein unheilvoller und schändlicher Weg ist, der sich stetig, oftmals unumkehrbar, in einen tiefen, dunklen, kalten Abgrund windet.
„Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“
Friedrich Nietzsche