
Freude über die Geburt des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Heil: Die Überlieferung über Abū Lahab
Beantwortet von Sidi Abdullah Anik Misra
Frage: Könnten Sie uns ein wenig über den Hadith (die prophetische Überlieferung) aufklären, der in etwa besagt, dass Abū Lahabs Strafe an jedem Montag erleichtert wird, weil er sich über die Geburt des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – so sehr gefreut hat, dass er einen seiner Sklaven befreite? Ich habe gehört, dass die Überlieferung in al-Bukhārī steht, doch anderswo habe ich gelesen, dass sie nicht ṣaḥīḥ (authentisch) sei. Das hat mich ziemlich durcheinander gebracht. In schā Allah können Sie mir dies erklären.
Antwort: Wa ‘alaykum as-salām,
vielen Dank für deine Frage.
Der Hadith, von dem die Rede ist, ist definitiv unumstritten authentisch (ṣaḥīḥ) und im Werk Ṣaḥīḥ al-Bukhārī zu finden.
‘urwa Ibn al-Zubayr überlieferte einen langen Hadith und erwähnte Thuwaiba, die erste Amme unseres geliebten Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – und Sklavin seines grausamen Onkels Abū Lahab. ‘urwa fügt am Ende seiner Überlieferung eine Bemerkung an, die lautet:
„Und Thuwaiba war die befreite Sklavin Abū Lahabs. Abū Lahab befreite sie, woraufhin sie den Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – stillte. Als Abū Lahab schließlich [im Unglauben] starb, erschien er [im Traum] eines seiner Familienmitglieder im erbärmlichsten Zustand, und so sagte er [der Verwandte – sie sagen es war ‘abbās] zu ihm: ‚Was kam [nach dem Tod] auf dich zu?‘ Abū Lahab antwortete: ‚Ich habe keine Ruhe gefunden, seit ich von euch gegangen bin, außer dass ich so viel zu Trinken bekomme (er deutete eine kleine Menge mit Daumen und Zeigefinger an), weil ich Thuwaiba befreite.‘“ (Ṣaḥīḥ al-Bukhārī)
Am Tag der Geburt des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Heil –, eilte Thuwaiba voller Freude zu ihrem Besitzer Abū Lahab und sagte: „Hast du es schon gehört?! Āmina hat soeben den Sohn deines Bruders Abdullah zur Welt gebracht!“ Da es der Brauch der Araber war, nach dem Erhalt einer erfreulichen Nachricht Großzügigkeit zu zeigen, und da dies der Sohn – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – seines kürzlich verstorbenen Bruders war, machte Abū Lahab eine Geste mit Zeigefinger und Daumen und sagte zu Thuwaiba: „Geh, denn du bist frei.“ Dafür wird ihm die Strafe im Jenseits durch einen kleinen Schluck Wasser verringert, welcher der Menge entspricht, die man zwischen der Haut am Ende des Daumens und dem Zeigefinger halten kann. (Muṣannaf von ‘Abd ar-Razzāq)
Da dieser Teil des Hadiths die Überlieferungskette zwischen ‘urwa und der Person, die den Traum gesehen hat, nicht erwähnt, sagen manche, dass die Überlieferung automatisch fragwürdig und damit zu vernachlässigen sei; denn einige Gelehrten gehen davon aus, dass ‘abbās den Traum sah und ‘urwa erst sechs Jahre alt war, als dieser starb. Dies bedeutet allerdings nicht, dass ‘urwa die Überlieferung niemals mit einer authentischen Kette gehört haben konnte oder dass das Ereignis gänzlich vernachlässigt oder gar als unwahr abgetan werden sollte. ‘urwa, der einer der sieben bedeutendsten Rechtsgelehrten seiner Zeit war, hätte diesen Teil der Überlieferung nicht hinzugefügt, wenn er sich ihrer Authentizität nicht bewusst gewesen wäre.
Ibn Ḥaǧar, al-‘ainī und al-Qasṭallānī haben bei ihren Analysen des Hadiths in ihren Kommentaren zu al-Bukhārī kein einziges Mal in Frage gestellt, ob sich der Vorfall tatsächlich ereignet hat oder nicht, sondern nur, ob diese Überlieferung als Beweis dafür verstanden werden kann, dass ein Ungläubiger nach dem Tod für gute Taten belohnt werden kann. Sie sagten, dass falls ein eventuell fehlendes Glied in der Überlieferungskette angenommen würde, so wäre dies nicht ausreichend stark, um ein fest etabliertes Urteil zu ändern; jedoch sagten sie auch, dass die Überlieferung vollständig und akzeptabel sein könnte. Doch selbst dann könnte ein Traum nicht als Beweis verwendet werden, um ein Urteil zu ändern oder gar zu erwirken – besonders dann, wenn es, wie in diesem Fall, im Widerspruch zu einem Koranvers steht. Letztlich kamen sie alle zu dem Schluss, dass diese Erleichterung der Strafe eine Ausnahme für Abū Lahab war, ähnlich der Ausnahme, die für Abū Ṭālib gemacht wurde.
Ibn Ḥaǧar beendet seine Analyse, indem er sagt: „Ich halte fest: Der Schluss dieser Diskussion lautet, dass die oben erwähnte göttliche Gnade aus Allahs Großzügigkeit heraus für diejenigen unter den Ungläubigen eintreten kann, die ihm – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – gegenüber eine Wohltat und Ähnliches erwiesen haben. Und Allah weiß es am besten.“ (Ibn Ḥaǧar in Fatḥ al-bārī)
Wichtig ist es hierbei zu verstehen, dass die Kontroverse um diesen Hadith heutzutage nicht mehr um die Frage kreist, ob kuffār im Jenseits allgemein für gute Taten belohnt werden oder nicht, sondern ob es eine Belohnung dafür gibt, die Geburt des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – zu feiern und seine Freude darüber auszudrücken.
Um dies zu widerlegen, haben Leute in der heutigen Zeit diesen Hadith kritisiert, obwohl sie in anderen Fällen alles strikt befolgen, was in al-Bukhārī überliefert ist. Hätte al-Bukhārī, dessen Hadith-Sammlung das authentischste islamische Buch nach dem Koran ist, es nicht erkannt, wenn er einen lückenhaften, auf einen Traum basierenden Bericht ohne jedes Fundament einer so starken, zentralen Überlieferung beifügt, und dies als Einziger der sechs verlässlichsten Hadithsammler tat? Ganz offensichtlich beweist die Tatsache, dass er diesen Bericht miteinbezog, seine Haltung zu ihrer Annehmbarkeit, ihrer Plausibilität und ihrem Potenzial, die Umma (islamische Gemeinschaft) mit etwas Nutzenbringendem zu bereichern – wie es auch der Rest seiner Sammlung tat.
Ibn al-Mulaqqin sagt in seinem Kommentar, dass sowohl al-Baihaqī als auch al-Baghāwī darauf hinweisen, dass diese Überlieferung „von al-Bukhārī in seinem Ṣaḥīḥ überliefert“ wurde und dass „beide damit meinten: im Haupttext des Hadiths selbst“ – mit anderen Worten: Man verstand daraus, dass die Überlieferung genau wie der längere, unumstritten authentische Hadith beurteilt wurde, von dem sie ein Teil war. Das Ereignis wird seitdem von der Umma akzeptiert und oft in Sīra-Werken (Prophetenbiographien) wie dem von Ibn Kathīr und Zain ad-Dīn al-‘irāqī und sogar von Ibn Taimiya in aṣ-Ṣārim al-maslūl und Ibn al-Qaiyim in Tuḥfat al-mawdūd zitiert.
Wäre es davon abgesehen nicht besser, sich auf die Botschaft hinter alledem zu konzentrieren, anstatt die Leute zum Streit anzustacheln? In den Worten von Hafis Nāṣir ad-Dīn ausgedrückt:
إذا كـان هــذا كافـرًا جــاء ذمّـه وتبت يـداه في الجحـيم مخـلدًا
أتى أنّــه في يــوم الاثنين دائــمًا يخفف عنه للســرور بأحــمدا
بأحمدَ مسرورًا ومات موحـــدًا فما الظنّ بالعبدِ الذي طول عمره
„Wenn dieser Leugner da sogar, welcher im Koran geweiht
Dem Verderben in der Hölle bis in alle Ewigkeit,
Jeden Montag von der Strafe um ein Schlückchen wird befreit,
Weil am Tag, da Ahmad ward, er seine Freude hat gezeigt;
Wie erst steht’s dann um den Diener, der im Leben jederzeit
Über Ahmad Freude spürte und verstarb mit Frömmigkeit?“
(zitiert nach az-Zurqānī in seinem Kommentar zu al-Qasṭallānīs al-Mawāhib al-ladunniya)
Wassalām
Abdullah Anik Misra
Überprüft und bestätigt von Faraz Rabbani
Originalquelle: http://seekershub.org/ans-blog/2010/04/20/joy-at-the-birth-of-the-prophe...
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