Die Vorzüge des Dhū-l-Ḥiǧǧa
Schaikh Faraz Rabbani
Die zehn Tage Dhū-l-Ḥiǧǧas sind gesegnete Tage: Allah der Erhabene selbst schwor bei ihnen im Koran:
«Bei der Morgendämmerung, und bei den zehn Nächten…» (al-Faǧr, 89:1-2)
Die Koranexegeten sind sich weitgehend darin einig, dass mit den im obigen Vers erwähnten zehn Tagen die zehn Tage von Dhū-l-Ḥiǧǧa gemeint sind. Dies findet man in Schaikh al-Islām Abū Suʿūds Werk Iršād al-ʿaql as-salīm ilā mazāya al-Qurʾān al-Karīm (ein berühmter Tafsir von Abū as-Suʿūd, 9/153) oder im Tafsir al-ǧalalayn.
Imam Aḥmad und an-Nasāʾī überliefern von Sayyida Ḥafṣa – Möge Allah mit ihr zufrieden sein –, dass „der Gesandte Allahs – Allahs Segen und Frieden auf ihm – vier Dinge nie unterließ: Das Fasten am Tag von ʿaschūrā (zehnter Muḥarram) [während] der zehn Tage [von Dhū-l-Ḥiǧǧa] und die drei Tage eines jeden Monats.“
1. Das Fasten an den ersten neun Tagen, besonders am Tag von ʿarafa (neunter Dhū-l-Ḥiǧǧa).
Die Gelehrten sind sich darüber einig, dass es empfohlen ist, an den ersten neun Tagen Dhū-l-Ḥiǧǧas zu fasten. Der zehnte Tag von Dhū-l-Ḥiǧǧa ist aber der Tag von ʿīd und es ist verboten, verpönt und sündhaft an diesem Tag zu fasten. (Buhūtī, Kaschschāf al-qināʿ; Nawawī, Maǧmūʿ; al-Fatāwa hindiya, Ḥaṣkafī, Durr al-muḫtār; Dardīr, asch-Scharḥ aṣ-ṣaġīr)
Von diesen Tagen wird das Fasten am Tag von ʿarafa (neunter Dhū-l-Ḥiǧǧa) besonders empfohlen. In der ḥanafītischen Schule gilt dies selbst für den Pilgernden, wenn es ihn nicht zu sehr schwächt, um den Tag in Anbetung zu verbringen. (Ḥaṣkafī, Durr; Kāsānī, Badāʾiʿ)
In Bezug auf den Hadith, in dem der Prophet – Allahs Segen und Frieden auf ihm – das Fasten am Tag von ʿarafa den Pilgernden untersagte, so verstanden die ḥanafītischen Imame dies so, dass sich dieser Befehl auf diejenigen bezog, die es schwächen oder ermüden würde. So wurde es von Imam Ṭaḥāwī erklärt (Scharḥ mayāni al-āṯār, 2/82-83). Es wird aufgrund der zahlreichen Hadithe, die diesen Tag und das Fasten an diesem preisen, so ausgelegt. Zu diesen Überlieferungen zählt die Folgende:
Abū Qatāda – Möge Allah mit ihm zufrieden sein – überliefert, dass der Gesandte Allahs – Allahs Segen und Frieden auf ihm – sagte: „ Das Fasten am Tag von ʿarafa tilgt zwei Jahre (also die Sünden von zwei Jahren), ein Vergangenes und ein Kommendes. Und das Fasten am Tag von ʿaschūrā (der zehnte Muḥarram) tilgt das vergangene Jahr.“ (Muslim, Abū Dāwūd, Nasāʾī und Ibn Māǧa)
2. Seine spirituelle Praxis während dieser zehn Tage intensivieren
Es ist empfohlen, sich während dieser Tage mit Gottesdiensten zu beschäftigen. Imam Scharaf ad-Dīn al-Hiǧawī, der große ḥanbalītische Rechtsgelehrte sagt in seinem Werk al-Iqnaʿ: „Es ist empfohlen, sich während der ersten zehn Tage von Dhū-l-Ḥiǧǧa anzustrengen, besonders viel Gutes zu tun, wie beispielsweise das Gedenken Allahs (dhikr), Fasten, Spenden und weitere gute Taten besonders zu pflegen, denn diese Tage sind die besten aller Tage.“ (Buhūtī, Kaschschāf al-qināʿ, 2/60)
Dies wird von Gelehrten aller sunnitischen Rechtsschulen bestätigt. (Ibn Nuǧaym, al-Baḥr ar-raʿiq; Ḥaṣkafī/Ibn ʿābidīn, Radd al-muḫtār ʿalā ad-durr al-muḫtār; Nawawī, Maǧmūʿ und bei weiteren)
Viele Gelehrten sagten sogar, dass die Tage dieser zehn Tage und Nächte gesegneter sind als die zehn Tage von Ramadan, weil die Texte aus den Primärquellen darauf hinweisen (hier ist mit dem Tag der Sonnentag gemeint, von der Zeit des Sonnenaufgangs bis zum Sonnenuntergang).
3. Die Nächte dieser zehn Tage in Anbetung und Gottesdienst verbringen
Es ist besonders empfohlen, einen Teil von allen zehn Nächten im Gebet und in Gottesdiensten zu verbringen. (Nawawī, Maǧmūʿ; Ibn Qudāma, Muġnī; Dardīr, asch-Scharḥ aṣ-ṣaġīr; Ibn Nuǧaym, al-Baḥr ar-rāʿiq; al-Fatāwa al-Hindiya; Ḥaṣkafī/Ibn ʿābidīn, Radd al-muḫtār ʿalā ad-durr al-muḫtār)
Dies wurde von klaren Texten aus den Primärquellen abgeleitet, beispielsweise wird vom Propheten – Allahs Segen und Frieden auf ihm – überliefert, dass „es keine anderen Tage gibt, an denen Allah gute Taten mehr liebt als an diesen Tagen – damit sind die ersten zehn Tage Dhū-l-Ḥiǧǧas gemeint.[…]“ (Bei Bukhārī und anderen)
Möge Allah unsere Bemühungen, dem Weg seines Propheten – Allahs Segen und Frieden auf ihm – zu folgen, an diesen zehn Tagen und an allen Augenblicken unseres Lebens mit Erfolg belohnen und möge Er uns zu denen gehören lassen, die Er liebt und die Ihn lieben.