Frage:
Ich gehe auf eine muslimische Schule und habe bemerkt, dass die Leute dort dem Umweltschutz keine große Bedeutung beimessen, eigentlich sind es nicht nur die Leute dort, sondern die Muslime allgemein. Es scheint mir so, als ob es niemanden interessieren würde. Ist es denn nicht unsere Verantwortung, die Schöpfung Allahs und seine Stellvertreter auf der Erde zu hüten und zu beschützen? Viele Menschen nehmen es sehr auf die leichte Schulter und es erscheint ihnen schon fast lächerlich zu recyceln und nicht zu verschwenden. Die Beschäftigung mit all den Problemen, denen die Umwelt ausgesetzt ist, wie die globale Erwärmung und Verschmutzung ist für sie nichts als Zeitverschwendung. Aber ich denke, dass es sehr wichtig für uns – und vor allem für uns Muslime – ist, unsere Umwelt, Allahs Schöpfung, zu schützen. Es ist unsere Pflicht.
Könnten Sie mir bitte einige Beweise aus dem Koran, den Hadithen und anderen Quellen zeigen, die meine Klassenkameraden, andere und auch mich selbst dazu anspornen könnten, dieses Problem etwas ernster zu nehmen und mehr darauf zu achten, wie wir mit Allahs Schöpfung umgehen sollten?
Antwort:
Im Namen Allahs, des Erbarmenden, des Barmherzigen.
Möge Sein Segen und Frieden auf Seinem letzten Gesandten und seinen Anhängern sein.
Wa ʿalaikum as-salām wa raḥmatullāhi wa barakātuh,
danke, dass Sie sich Gedanken um diese Angelegenheit machen. Es ist wichtig, dass Sie Ihre Klassenkameraden dazu ermutigen zu verstehen, dass Umweltprobleme nicht belanglos sind und dass es Muslimen verboten ist, die Erde und dessen Geschöpfe schlecht zu behandeln. Der Boden und die Tiere werden am Tag des Gerichts Zeugnis gegen die Fehltaten der Menschen ablegen.
Im Folgenden sind einige Punkte aus einer Rede eines bekannten islamischen Gelehrten bezüglich Islam und Umwelt zusammengefasst.
-Allah beschreibt den Islam als eine Religion der Natur (fitra): «Widme dich dem Islam in Aufrichtigkeit! Dies ist Allahs Veranlagung, mit der Er die Menschen veranlagte. Es gibt kein Abändern für Allahs Schöpfung. Dies ist die äußerst geradlinige Lebensweise. Doch dies wissen die meisten Menschen nicht.» (ar-Rūm, 30:30)
-Unser Schöpfer hat die Welt für uns erschaffen und uns zu einem Teil eines empfindlichen und komplexen Systems auserkoren. Unser Erfolg und die Fortdauer dieses Systems liegen in der Erhaltung eines empfindlichen Gleichgewichts zwischen allen Dingen im System. Allah sagt: «Der Gnadende lehrte den Koran, erschuf den Menschen, lehrte ihm die Sprache. Die Sonne und der Mond sind nach einer Berechnung. Auch das Bodengewächs und die Bäume werfen sich nieder. Ebenso erhob Er den Himmel und gebot die Gerechtigkeit: Begeht keine Übertretung gegen die Gerechtigkeit! Und haltet das Wiegen in Gerechtigkeit ein und mindert die Waage nicht!» (ar-Raḥmān, 55:1-9) Alle Elemente der physikalischen Welt sind Allahs Ordnung unterworfen. In diesem Sinne ergeben sie sich Ihm. Die Bäume akzeptieren die Bestimmung, dass sie regelmäßig und gleichmäßig zu festgelegten Jahreszeiten Früchte geben. Diese Regelung ermöglicht die Ernte, durch die die Menschheit am Leben erhalten werden.
-Das Gleichgewicht, das im Vers erwähnt wird, ist ein Symbol von Gerechtigkeit, die unsere alltäglichen Geschäftsvorgänge prägen sollte, bei denen gegeben und genommen wird. Pflanzen, Tiere, Meere, Winde und die Erde, sie alle nehmen und geben. Wenn der Mensch mehr nimmt, als er gibt, unterdrückt er diese anderen Bestandteile der Schöpfung. Die Probleme in der Umwelt, – auf dem Land, in den Ozeanen und in Bezug auf alle lebenden Geschöpfe – die wir heute sehen, sind die Folge des Versagens des Menschen, dieses Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Allah sagt: «Das Verderben wurde sowohl auf dem Land als auch im Meer sichtbar durch das, was die Menschen eigenhändig erwarben. Dies, damit Er sie etwas von dem erfahren lässt, was sie taten, damit sie umkehren.» (ar-Rūm, 30:41). Viele Tafsīr-Gelehrten aus den frühesten Generationen der Muslime beschrieben dieses Verderben als das Ausfallen des Regens, das Verschwinden der Ernte aus dem Meer, das Steigen der Anzahl an Mordfällen und Ähnliches.
-Die Geschichte zeigt uns, dass Umweltangelegenheiten Teil der islamischen Gesellschaften waren. Das Ziel der Scharia (islamisches Recht) ist die Erhaltung von fünf Dingen: Religion, Leben, Wohlstand, Würde und Familie. Wenn die Umwelt zerstört wird, ist dies ein Verstoß gegen die Scharia, denn dann würde es weder Leben, noch Familien, Würde oder Wohlstand geben.
Möge Allah uns zur Wahrheit leiten und uns Erfolg gewähren.
Wassalām
Beantwortet von Sulma Badrudduja
Übersetzt von Ibrahim Yenin