Ist es eine so große Sache, ein saiyid (Nachfahre des Propheten) zu sein? Selbst wenn man nicht religiös ist?
Beantwortet von Schaikh Faraz Rabbani
Frage: Meine Mutter ist eine saiyida (Nachfahrin des Propheten), hat aber meinen Vater geheiratet, der kein saiyid ist. Infolgedessen distanziert sich der Großteil der Familie mütterlicherseits vollständig von uns, sie grüßen uns nicht einmal, selbst jetzt, über 30 Jahre danach. Gelten wir nun auch als saiyid? Ist es (in den Augen Allahs) besser, ein saiyid zu sein oder ein praktizierender Gläubiger?
Antwort: Wa ʿalaikum assalām wa raḥmatullāhi wa barakātuh,
1. Die Zugehörigkeit zum Stammbaum des Propheten – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – wird über die väterliche Seite bestimmt.
2. Trotzdem erwähnen die Gelehrten, dass es auch für diejenigen, die mütterlicherseits eine Verbindung zur Familie des Auserwählten haben, – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – Ehre und Adel bedeutet, auch wenn die Abstammung und der Rang eines saiyids ausbleiben.
3. Eine solch edle Abstammung ist zwar eine Ehre, doch wahre Ehre liegt darin, den eigentlichen Zweck unserer Erschaffung zu erfüllen: Allah als wahre Diener aus tiefem Glauben und wahrer Liebe heraus zu dienen.
4. Was deine Verwandtschaft tut, ist nicht richtig. Doch ein Muslim versucht, Probleme zu lösen und die Situation zu verbessern, wo auch immer er sich befinden mag. Der Gesandte Allahs – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – sagte: „Derjenige, der mit anderen so umgeht wie mit ihm umgegangen wird, ist nicht jener, der die verwandtschaftliche Beziehung pflegt. Vielmehr ist jener, der die Verwandtschaftsbande pflegt, derjenige, der die Beziehungen aufrechterhält, während andere diese aufbrechen.“ (Bukhārī, Tirmidhī, Abū Dāwūd und andere)
Abū Huraira – möge Allah mit ihm zufrieden sein – berichtet, dass der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – sagte: „Wer durch seine Taten gebremst wird, der wird durch seine Abstammung nicht schneller vorankommen.“ (Muslim, Nr. 4867; Tirmidhī, Nr. 1853; Abū Dāwūd, Nr. 1243)
Imam an-Nawawī erklärt in seinem Kommentar zu Ṣaḥīḥ Muslim: „Dies bedeutet, dass derjenige, dessen Taten mangelhaft sind, nicht den Rang jener erreichen kann, die Gutes tun. Daher sollte man sich nicht auf eine edle Abstammung oder die tugendhaften Vorfahren verlassen, während man in seinen Taten Defizite hat.“
Mulla Ali al-Qārī erklärt in seinem Mirqāt al-mafātīḥ li miškāt al-maṣābīḥ, wie es von ‘Allāma Mubārakpūrī in seinem Tuḥfat al-aḥwadhī bi scharḥ ǧāmi‘ at-Tirmidhī zitiert wird:
„Dies bedeutet, ein Mangel [im Verrichten von guten Taten] werde nicht dadurch ausgeglichen, dass man unter seinem Volk von besonders edler Abstammung ist, denn Nähe zu Allah erreicht man nicht durch Abstammung, sondern durch gute Taten. Allah, der Erhabene, sagt: «Wahrlich, vor Allah ist von euch der Angesehenste, welcher der Gottesfürchtigste ist.» (al-Huǧurāt, 49:13)
Ein Beweis hierfür ist, dass die meisten Gelehrten der frühen Generationen (salaf) und der späteren Generationen (khalaf) nicht von einer rühmenswerten Abstammung waren. Vielmehr waren sehr viele Gelehrte der früheren Generationen befreite Sklaven (mawālī) und trotzdem waren sie Anführer (sādāt) unserer Umma und Quellen der Gnade. Und jene, die zwar von nobler Abstammung waren, aber aufgrund ihrer Ignoranz nicht den zuvor Erwähnten glichen, sind längst vergessen und verkannt. Das ist der Grund, warum der Prophet – Allah segne ihn und schenke ihm Heil – sagte: „Wahrlich, Allah hebt Menschen durch diese Religion empor und erniedrigt andere.“
Wassalām,
Faraz Rabbani
Originalquelle: http://seekersguidance.org/ans-blog/2014/07/18/is-being-a-sayyid-such-a-...