Datum: 
22.02.2016

Ich habe Zweifel, bin ich noch ein Muslim?

Beantwortet von Ustadh Tabraze Azam

 

As-Salamu ‘alaykum wa Rahmatullahi wa Barakatuh.

Ich hoffe, dass du bei bester Gesundheit bist, inscha'allah. Im Folgenden gehe ich auf deine Fragen ein.

1. Frage: In den letzten 2-3 Jahren plagen mich Einflüsterungen (Waswasa). Derzeit sind sie schlimmer und machen mich depressiv. Ich denke ständig daran, vor allem im Gebet. Sie werden immer schwieriger für mich und sind aufgrund ihrer Intensität nicht zu ignorieren.

1. Antwort: Zunächst einmal sei gesagt: Einflüsterungen (Waswasa) sind vom Satan. Sie müssen gänzlich ignoriert werden und wir bitten Allah, uns dabei zu helfen.
 

2. Frage: Dabei handelt es sich um die Dinge, an die jeder Muslim glauben muss, um ein Muslim zu sein. Im Gebet schwankt mein Herz jedes Mal und hinterlässt in mir das Gefühl der Verwirrung, was von Gelehrten als Zweifel betrachtet wird, die eine Person zum Ungläubigen (Kafir) machen. Das bestürzt mich, da ich ein gläubiger Mensch sein möchte.

2. Antwort: Das ist ein perfektes Beispiel der satanischen Einflüsterungen. Wir handeln jedoch kategorisch nicht anhand von Bedenken, sondern nur nach fundiertem Wissen, das aus den Herzen der wahrhaftigen Gelehrten (Ulama) kommt.

Deine Verwirrung und die Annahme, dass dein Herz „schwankt“, kommen ganz offensichtlich dadurch zustande, dass du dein Handeln nach diesen Einflüsterungen richtest. Was du beschreibst wird nicht als „Zweifel“ betrachtet. Es ist auf keinen Fall möglich, dass du deshalb auf irgendeine Weise ein Ungläubiger (Kafir) geworden bist. Es gibt keinen Grund, beunruhigt zu sein. Freu dich über Allahs Großzügigkeit und Seine unzählbaren Wohltaten dir gegenüber: Gesundheit, Familie und Sicherheit sind nur einige davon, denn es gibt so vieles, wofür man dankbar sein muss. Die größte Seiner Wohltaten ist, dass Er dich zu einem Gläubigen gemacht hat.
 

3. Frage: Ich bin sehr frustriert und besorgt, vor allem wenn ich bete, da es sehr lange dauert, die Stelle im Tahiyyat-Bittgebet zu rezitieren, den ein Muslim aussprechen muss und an den er glauben muss: das Glaubensbekenntnis. Jedes Mal schwankt mein Herz und ich muss es sehr oft wiederholen, bis ich das Gefühl habe, es mit Aufrichtigkeit zu sagen. Das macht es schwer für mich und ich kann nicht weitermachen. Wenn ich mit dem Gebet fertig bin, fühle ich mich immer schuldig. Ich glaube, dass es nicht angenommen wird und ich ein Ungläubiger sein könnte (ich suche Zuflucht bei Allah davor), was ich verabscheue und wovor ich Angst habe.

3. Antwort: Von nun an solltest du das Taschahhud-Bittgebet (at-Tahiyyat) beim abschließenden Sitzen im Gebet nur einmal rezitieren. Wiederhole es auf keinen Fall! Deine Zweifel und Befürchtungen sind völlig unberechtigt. Für Gedanken, die du hast, bist du nicht verantwortlich. Jedoch ist man dafür verantwortlich, wie man darauf reagiert. Die Grundannahme in Bezug auf gottesdienstliche Taten ist immer, dass sie gültig sind und fehlerfrei durchgeführt wurden. Deine Gebete sind gültig - Punkt.

Der Satan ist zufrieden, wenn er jemandem die Religion als unerträglich schwer erscheinen lässt. Suche Zuflucht bei Allah vor ihm.

Des Weiteren solltest du dir dessen bewusst sein, dass der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) sagte: „Gewiss, diese Religion ist Leichtigkeit; und keiner macht sie schwierig, ohne dass sie ihn übermannt.“ (Bukhari)

 

4. Frage: Auf einer Frage-Antwort-Seite habe ich gelesen, dass Einflüsterungen (Waswasa) sich bei jedem Menschen unterschiedlich auswirken. Ich glaube, der Grund, warum ich mich nicht von ihnen befreien kann, ist, weil sie mich jeden Tag fünfmal in meinen Gebeten beeinflussen und ich während des Gebets am anfälligsten bin. Daher ringe ich mit den Worten, wenn mein Herz anfängt zu schwanken.

Ich glaube, dass das anfing, als ich mich mit den Grundlagen beschäftigte, die man benötigt, um Muslim zu werden. Man kann NUR Muslim sein, wenn man das Glaubensbekenntnis ausspricht und mit voller Überzeugung im Herzen, ohne den geringsten Zweifel daran glaubt – ansonsten ist man kein Muslim. Das gelesen zu haben hat mich erschreckt.

Und jetzt ist das Problem noch größer. Wie kann ich wissen, ob ich ein Gläubiger bin? Ist meine Reaktion auf diese Gedanken, dass ich es hasse ein Ungläubiger zu sein, es aber nicht kontrollieren kann (auch wenn es ein Grundsatz des Glaubens ist) ausreichend, um mich doch zu einem Muslim zu machen?

4. Antwort: Du bist ohne Frage ein Gläubiger. Es handelt sich hierbei um nichts als Einflüsterungen und deplatziertes Wissen. Ich rate dir von ganzem Herzen, den folgenden Kurs auf seekershub.org zu belegen: Absolute Essentials of Islam: Beliefs & Worship (Die absoluten Grundlagen des Islams: Glaube und Gottesdienst).

Wie bereits erwähnt, bist du nicht für deine Gedanken verantwortlich. Allein die Tatsache, dass du sie verabscheust, ist ausreichend Beweis dafür, dass es keinen ‚Zweifel‘ gibt.
 

5. Frage: Ich habe so viel Angst davor, nicht an diesen Satz (das Glaubensbekenntnis) zu glauben und ein Ungläubiger zu werden, dass der Druck kaum zu ertragen ist. Ich habe viel über Einflüsterungen und wie man sich mit ihnen auseinandersetzt gelesen, d.h. sie zu ignorieren, da sie vom Satan kommen, und dass der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) sagte, dass niemand aus seiner Gemeinschaft (Umma) für schlechte Gedanken bestraft wird, bis er sie ausspricht und nach ihnen handelt.

Aber ich glaube, dass mich das nicht betrifft, da ich sehr auf Abwegen und verloren bin (ich bitte Allah, falsch zu liegen). Können Sie mir bitte eine umfassende Antwort darauf geben? Belastet Allah uns nicht mit dem, was wir nicht bewältigen können? Bin ich ein Muslim? Ich glaube, dass ich von diesen Gedanken loskommen kann, wenn ich weiß, dass ich noch immer ein Muslim bin, dies alles normal ist und es vom Satan kommt.

5. Antwort: Diese Religion ist Barmherzigkeit und Leichtigkeit. Wenn eine Person dies in ihr nicht findet, dann macht sie etwas falsch. Es heißt, dass Einflüsterungen (Waswasa) und Bedrängnis durch Unkenntnis der Sunna (prophetisches Beispiel) des geliebten Gesandten Allahs (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) zustande kommen.

Sieh den größeren Zusammenhang und lebe dein Leben weiter. Ignoriere die Einflüsterungen und strebe nach wirklichem islamischem Wissen von echten, lebenden Gelehrten. Allah, der Erhabene, sagt uns: „Allah erlegt keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag.“ (Qur'an, 2:286). Dies ist eine Prüfung von Allah, zu deren Bewältigung zu mit Sicherheit imstande bist.

Abu Yahya Suhayb ibn Sinan sagte: „Der Gesandte Allahs (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) sagte: ‚Wie wunderbar ist die Angelegenheit des Gläubigen, denn seine Angelegenheiten sind alle gut, und dies gilt für keinen außer den Gläubigen. Wenn ihm etwas Gutes passiert, ist er dafür dankbar und das ist gut für ihn.  Wenn etwas Schlechtes passiert, dann erträgt er es mit Geduld und das ist gut für ihn.‘“ (Muslim)

„Sag: Über die Huld Allahs und über Seine Barmherzigkeit, ja darüber sollen sie froh sein. Das ist besser als das, was sie zusammentragen.“ (Qur'an, 10:58)

 

Und Allah allein gibt Erfolg. Wa’s-Salam,

Tabraze Azam
 

Geprüft und bestätigt von Faraz Rabbani

 

Originalquelle: http://seekershub.org/ans-blog/2012/01/17/i-have-doubts-that-make-me-que...