Datum: 
01.04.2015

Ist es eine so große Sache, ein Sayyid (Nachfahre des Propheten) zu sein? Selbst wenn man nicht religiös ist?

Beantwortet von Shaykh Faraz Rabbani
 

Frage: Meine Mutter ist eine Sayyidah (Nachfahrin des Propheten), hat aber meinen Vater geheiratet, der kein Sayyid ist. Infolgedessen distanziert sich der Großteil der Familie meiner Mutter vollständig von uns, sie grüßen uns nicht einmal, selbst jetzt, über 30 Jahre danach. Werden wir auch als Sayyids betrachtet? Ist es (in den Augen Allahs) besser, ein Sayyid zu sein oder ein praktizierender Gläubiger?

Antwort: Wa ‘alaykum as-Salam wa Rahmatullahi wa Barakatuh,

1. Die Zugehörigkeit zum Stammbaum des Propheten (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) wird über die väterliche Seite bestimmt.

2. Trotzdem erwähnen die Gelehrten, dass es auch für diejenigen, die mütterlicherseits eine Verbindung zur Familie des Auserwählten haben (Allah segne ihn und schenke ihm Heil), Ehre und Adel bedeutet, auch wenn die Abstammung und der Rang eines „Sayyids“ ausbleiben.

3. Es ist zwar eine Ehre, doch wahre Ehre liegt darin, den eigentlichen Zweck unserer Erschaffung zu erfüllen: Allah als wahre Diener, aus tiefem Glauben und wahrer Liebe heraus zu dienen.

4. Was deine Verwandtschaft tut, ist nicht richtig. Doch ein Muslim versucht, Probleme zu lösen und die Situation zu verbessern, wo auch immer er sich befinden mag. Der Gesandte Allahs (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) sagte: „Derjenige, der mit anderen so umgeht wie mit ihm umgegangen wird, ist nicht jener, der die verwandtschaftliche Beziehung pflegt. Vielmehr ist jener, der die Verwandtschaftsbande pflegt, derjenige, der die Beziehungen aufrechterhält, während andere diese aufbrechen. (Bukhari, Tirmidhi, Abu Dawud und andere)

Abu Hurayra (möge Allah mit ihm zufrieden sein) berichtet, dass der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) sagte: „Wer durch seine Taten gebremst wird, der wird durch seine Abstammung nicht schneller vorankommen.“ (Muslim, Nr. 4867; Tirmidhi, Nr. 1853; Abu Dawud, Nr. 1243)

Imam an-Nawawi erklärt in seinem Kommentar zu Sahih Muslim: „Dies bedeutet, dass derjenige, dessen Taten mangelhaft sind, nicht den Rang jener erreichen kann, die Gutes tun. Daher sollte man sich nicht auf eine edle Abstammung oder die tugendhaften Vorfahren verlassen, während man in seinen Taten Defizite hat.“

Mulla ‘Ali al-Qari erklärt in seinem Mirqat al-Mafatih Sharh Mishkat al-Masabih, wie es von ‘Allamah Mubarakpuri in seinem Tuhfat al-Ahwadhi bi Sharh Jami‘ at-Tirmidhi zitiert wird:

„Dies bedeutet, ein Mangel [im Verrichten von guten Taten] werde nicht dadurch ausgeglichen, dass man unter seinem Volk von besonders edler Abstammung ist, denn Nähe zu Allah erreicht man nicht durch Abstammung, sondern durch gute Taten. Allah, der Erhabene, sagt: ,,Wahrlich, vor Allah ist von euch der Angesehenste, welcher der Gottesfürchtigste ist." [Surah al-Hujurat, 49:13]

Ein Beweis hierfür ist, dass die meisten Gelehrten der frühen Generationen (Salaf) und der späteren Generationen (Khalaf) nicht von einer rühmenswerten Abstammung waren. Vielmehr waren sehr viele Gelehrte der früheren Generationen befreite Sklaven (Mawali), und trotzdem waren sie Anführer (Sadat) unserer Ummah und Quellen der Gnade. Und jene, die zwar von nobler Abstammung waren, aber aufgrund ihrer Ignoranz nicht den zuvor Erwähnten glichen, sind längst vergessen und verkannt. Das ist der Grund, warum der Prophet (Allah segne ihn und schenke ihm Heil) sagte: ,,Wahrlich, Allah hebt Menschen durch diese Religion empor und erniedrigt andere.‘“

 

Was-Salam,

Faraz Rabbani

 

Originalquelle: http://seekersguidance.org/ans-blog/2014/07/18/is-being-a-sayyid-such-a-...